Welche Protektoren, für Was? Eine Entscheidungshilfe!

Die meisten von uns müssen am Montag wieder in die Schule, Büro oder Arbeitsstelle. Biken macht riesig Laune und erfüllt unser Wochenenden. Und meist geht es doch recht zur Sache mit den Freunden oder Familie. Da wird selbst die Familienradtour schon mal zum kleinen Abendteuer, wenn abseits der Hauptverkehrswege die Trails unter die Lupe genommen werden. Ganz zu schweigen vom viel zu kurzen Bikepark-Ausflug, von dem auf jeden  Fall noch ein Highlight mitgenommen werden muss. Die letzte Abfahrt ruft....und dann passiert es.

So oder so ungefähr kennt jeder die ein oder andere Situation. Unfälle passieren meist nicht wenn man achtsam mit sich und der Umwelt ist. Eher auf der letzten Abfahrt oder beim rumfaxen mit den Dudes! Ruckzuck hat man buchstäblich den Lenker aus der Hand gegeben. Natürlich gibt es auch Situationen, bei denen Du bewusst ein höheres Risiko eingehst. Z.B. im Dirtpark beim Lernen eines neuen Tricks.

All die genannten Punkte und unsere innerste Schutzfunktion lässt uns zu Protektoren greifen. Doch haben wir auch die richtigen Protektoren zur Hand? Mit Erschrecken stelle ich gelegentlich fest, dass einige Zeitgenossen deutlich risikobereiter sind und selbst auf anspruchsvollen Strecken ohne Protektoren fahren. Dass Eltern, die den Sport nicht ausüben, ihre Kinder ohne Schutzbekleidung fahren lasen, ist dann schon fast fahrlässig.

Wir wollen das Thema etwas beleuchten und Dir einen kleinen ersten Einblick in die Vielfalt der Protektoren geben.

Starten wir mit der Einteilung nach Schutzregion. Den Kopf haben wir bereits mit dem Helm in einem anderen Blog-Beitrag ausführlich beleuchtet. 

Die grobe Einteilung erfolgt in Knie-Protektoren, Ellbogen-Protektoren und Brust- und Rückenprotektoren. Spezieller wird es dann bei den Hals/Nacken-Protektoren wie dem Neck-Brace oder den Sprunggelenks-Protektoren.

Knie-Protektoren. Oftmals in der MTB-Welt in neudeutsch als Knee Guards bezeichnet. Knieprotektoren sind aus meiner Sicht die grundlegendste Schutzbekleidung beim Radfahren. Die heutigen Fertigungsverfahren lassen sehr viel Komfort zu. Daher können sie auch bei längeren Touren getragen werden. Ok, bei dem Ausflug in die Eisdiele trage ich auch keine Protektoren. 

Willst du dich für ein paar Knieschoner entscheiden, solltest du folgende Argumente in die Waagschale werfen. 

  • Was bzw. welchen Bereich soll der Protektor schützen?
  • Wie lässt sich der Protektor an- und ausziehen?
  • Wieviel Schutz und wieviel Komfort möchte ich haben?
  • Wieviel möchte ich dafür ausgeben? (Budget)

Jetzt könnte man meinen, dass maximal verfügbarer Schutz perfekt wäre. Nicht ganz. Denn leider müssen wir einen Kompromiss eingehen zwischen Komfort und Schutz. Maximaler Schutz bedeutet oftmals die Einschränkung des Komforts. So schützt z.B. ein Hartschalen-Protektor bei stumpfen und spitzen Einschlägen sehr gut, verhält sich aber beim Pedalieren eher störrisch. Daher muss da die Abwägung fallen, will ich mehr Trails und Touren in den Alpen fahren oder z.B. Tricks im Dirtpark üben. Für Touren sollte natürlich der Komfort eine wichtigeren Stellenwert einnehmen. 

Die Abdeckung der Körperzonen spielt da genauso in den Komfort mit rein. Soll das Schienbein mit abgedeckt werden, schwindet der Komfort meist auf ein Minimum. Oftmals reicht es aber das Knie zu schützen. Mit lädiertem Knie fährt es sich einfach sehr bescheiden nach Hause. Denn nicht immer ist der Weg nach Hause auch "bergab". (Es sei denn ihr wohnt wie wir im platten Oberbayern :-)) 
Eine Sonderform ist die reine Abdeckung der Schienbeine. Dabei kann man wählen ob man nur damit oder in Kombination mit einem Knieprotektor fährt. Im BMX-Sport wird teils wirklich nur mit Schienbein Protektor gefahren. Es gibt aber auch Protektoren die fest beides abdecken.
 
Fährst du viel bergauf und lange Touren und willst trotzdem deine Protektoren mitnehmen, empfiehlt es sich Knieschoner mit Zipper/Reißverschluss mitzunehmen. Die kannst du einfach und schnell anziehen, ohne die Schuhe auszuziehen. Aber achte darauf, dass der Zipper gut abgedeckt ist, denn so ein Reißverschluss frisst sich auch gern in deine Haut. Nachteilig ist hier oft, dass die Modelle mit Zipper etwas mehr kosten.

Der Komfort wird ebenso von der Atmungsaktivität beeinflusst. Luftige Modelle sind aus Mesh-Material. Wobei luftig immer Ansichtssache ist, denn nur ohne ist es wirklich luftig.

Die Art des Schutzes wird durch die Technologie und das Material des Protektors bestimmt. So sind rudimentäre Protektoren mit relativ dünnen Polstern genauso zu finden wie Modelle mit ausgefeilten Materialien wie dem D30. Dieses Material verhärtet im Fall eines Aufpralls und verteilt die Energie auf eine größere Fläche und verhindert somit punktuelle Krafteinwirkung und reduziert damit Verletzungen. Aber auch Protektoren mit dünnen Polstern haben ihre Berechtigung, denn nicht Jeder stützt sich im Bikepark in den Abgrund, sondern genießt die zügige und bekannte Hometrail-Runde. Da tut es auch eine geringere Schutzklasse.

Die Preise bewegen sich zwischen ca. 50€ für die Einstiegsklassen und bis zu 140€ für die Premium-Modelle. Meist bieten die Premium-Modelle mehr Komfort. Der Schutz ist oftmals vergleichbar.

Ellbogen-Protektoren oder neudeutsch Elbow Guards. Hier gibt es naturgemäß ein nicht ganz so breites Feld. Im Grund wird sich hier auf die Abdeckung des Ellbogens beschränkt. Der Unterarm wird dabei nur partiell abgedeckt. Spezielle Protektoren für Unterarme sind mir nicht bekannt.

Die Protektoren lassen sich meist auch mit Handschuhen anziehen. Aktuelle Modelle sind oftmals als Sleeve gebaut. Das bedeutet, dass man sich quasi einen Schlauch aus dehnbarem Material mit fest sitzendem Protektor überzieht. An den Enden sind dann Silikon-Bänder angebracht, sodass der sichere Halt auf nackter Haut gegeben ist. Ist man dann recht verschwitzt, geht das Ausziehen entsprechend schwer und man sollte das nicht mit Gewalt machen. Lass dir einfach etwas Zeit :-) Oder du greifst zum Modell mit Klettbändern. Die kannst du überm oder auch unter dem Bike-Trikot tragen. Das schützt dann unter Umständen sogar dein Jersey bei einem Sturz. Die Vorteile dieses Systems liegen beim An- und Ausziehen auf der Hand. Verrutschen aber im Falle eines Sturzes eher. Sie sollte daher sehr gut der individuellen physischen Passform angepasst sein.

Auch bei den Ellbogen-Schonern gibt es unterschiedliche Schutzklassen. Modelle für Trailbiker mit dünnen Polstern und Modelle für extremere Gangart mit dicken Polstern bis hin zu Hartschalen.

Der Vorteil von Hartschalen-Protektoren ist, dass sie günstig hergestellt werden können und viel ab können. Allerdings leidet der Komfort etwas. Man sollte das in einem Kompromiss bewerten.

Oftmals unterschätzen wir die Notwendigkeit die Ellbogen zu schützen. Denn ein Sturz auf den Ellbogen tut höllisch weh, scheint uns aber doch recht fern zu sein. Leider kündigen sich Unfälle selten an und entsprechend sieht dann das Ergebnis aus.

Preislich bewegen wir uns hier ab ca. 30€ für Hartschalen-Protektoren bis zu 110€ für Premiummodelle.

Brust-Rücken-Protektoren. Hier gibt es wirklich wilde Kombinationen. Nur Rücken, nur Brust, beides. Also quasi jede Möglichkeit. Und das zu Recht. Oftmals werden Protektoren gemischt und der jeweiligen Situation angepasst.

Für derbe Aktion sollte wirklich ein Rückenprotektor getragen werden. Hier gibt es einfach den geringsten Spielraum. Brustprotektoren empfehlen sich auch auf Strecken mit hohem Sturzrisiko. Während die Rückenprotektoren die Wirbelsäule schützen sollen, soll der Brustpanzer innere Organe schützen. Dabei soll einerseits der Aufprall gedämpft werden, aber auch das Eindringen spitzer Gegenstände verhindert werden.

Im Bereich der Rückenprotektoren haben sich atmungsaktive Westen durchgesetzt. In der Regel können die Protektoren entnommen werden. Einerseits zum Waschen der Weste, andererseits gibt dir das die Möglichkeit deinen Schutz individuell der Situation anzupassen. Fährst du am Wochenenden z.B. ein Enduro-Rennen und trägst dabei einen Protektoren-Rucksack für Ersatzschlauch, Banane und Regenjacke, solltest du den Rückenprotektor entfernen und nur den Brustprotektor benutzen. Auf der schnellen Bikepark-Runde fährst du wieder mit beidem.

Sogenannte Safety-Jackets sind quasi die All-in-One-Lösung. Sie haben von Rücken-Protektor über Brustpanzer und Schulter-Abdeckung bis zum Ellenbogen-Schutz alles integriert. Oftmals kann man die Unterarme mit den Ellbogen-Schonern abnehmen. Das gibt dann wieder etwas Spielraum. Wir finden das eine gute Lösung. Natürlich eher für den Bikepark als für den Dirtpark oder die Hometrailrunde.

Wir könnten das Thema noch viel weiter ausführen und machen dies evtl. auch noch. Aber für den ersten Überblick sollte dies ganz gut ausreichen. Zur Verdeutlichung der Kompromissbereitschaft bei der Protektorenwahl, kannst du aus Schutz, Komfort und "günstig" im Sinne von billig, 2 wählen. Alle 3 Punkte wirst du kaum bei einem Produkt finden. Trotzdem haben wir bewusst TSG im Programm, weilderen Produkten von allen Punkten den größten Anteil vereinen. Das bedeutet nicht, dass Du z.b. bei Troy Lee und Loose Riders Abstriche in Punkto Sicherheit und Komfort machen musst. Das Paket muss passen und der Preis passt bei uns im Shop eh!! Versprochen!


Fazit

Schutz muss sein! Aber Schutz sollte der Situation angepasst sein. Keinen Schutz zu tragen, weil Protektoren Geld kosten, ist langfristig ein Risiko, welches man minimieren sollte. Es müssen keine teuren Protektoren sein, denn günstige schützen meist auch schon gut. Hast du an dich und dein Material höhere Ansprüche, dann greif auch zu besseren Protektoren, denn die bieten in der Summe mehr Komfort und dadurch letztendlich auch mehr Schutz, denn du trägst sie häufiger! Wäge ab, wo du was fährst und welchen Schutz du benötigst. Wähle deinen Protektor!

Andreas Lange
Zweiradtechnik / Kommentare 0
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