Welcher Fahrrad-Helm für welchen Einsatz?

Nachdem nun unserer Dirtpark in Odelzhausen sau gut angenommen wird und sich doch einige Eltern fragen, wie sie ihr Kind richtig schützen können, wollen wir die Frage aufgreifen und Licht ins Dunkel bringen.

Gleich zum Einstieg wollen wir 2 Dinge klären, die sich gegenseitig ausschließen.

1. Gibt es einen Helm für Alles? Bikepark, Trail, Skaten, Dirtpark? Unsere Antwort: NEIN! Dafür sind die verschiedenen Radsportarten zu unterschiedlich. 

2. Ist maximaler Schutz und maximaler Komfort bzw "Luftigkeit" zusammen möglich? Auch hier ein klares NEIN. Je mehr Schutz, desto mehr wird man eingeengt. Aber gleich mehr dazu.

Der Markt bietet eine unübersichtliche Vielzahl von Helmen. Alle Helme müssen aber die Sicherheitsstandards, welche in der  Richtlinie 89/686/EWG definiert werden, erfüllen. So benötigen Fahrrad-Helme mit E-Bike-Freigabe weiterführende Prüfungen und Zertifikate, da davon auszugehen ist, dass hier höhere Geschwindigkeiten und dementsprechend Kräfte wirken können. Als Gravity-Sportler wissen wir auch, dass wir da sicher mithalten können, auch ohne "E".

Wir verzichten hier die einzelnen Standards aufzudröseln und geben nur einen kurzen Einblick. Kinderhelme müssen nach EN 1080 geprüft sein. Hierbei spielen das Strangulieren und Aufprallsicherheit eine Rolle.

BMX und Downhill-Helme sind über die US-Prüfnormen ASTM F1952-15 bzw. ASTM F2032-15 speziell auf das höhere Schutzniveau angepasst. Die EN 1078 muss in der EU immer eingehalten werden.

Zur Helmwahl. Wie bereits erwähnt, gibt es nicht DEN einen richtigen Helm. Wir empfehlen den Helm dem Einsatzzweck anzupassen. Es gibt Helme in allen Preisklassen und selbst die untersten Preisklassen erfüllen die  Normen. Es besteht also kein Zwang nur zu teuren Helmen zugreifen, auch wenn diese oftmals die Schutzklassifizierungen deutlich besser meistern.

Je nachdem was dein Kind oder Du selbst hauptsächlich fahren willst, solltest du deinen Helm wählen. Für den Dirtpark-Einsatz  haben sich Halbschalen-Helme, sogenannte Dirtjump-Helme bewährt. Sie bieten ausreichend Schutz und ein breites Sichtfeld. Die Kühlung ist teilweise nicht so gut wie bei Mtb-Helmen. Da im Dirtpark aber kaum kilometerlange Anstiege zu erwarten sind und man oft auch Pause zwischen den Run´s macht, kann man den Helm auch schnell mal abnehmen und zum Cool-Down übergehen. Ein einfacher Klickverschluss sichert die Riemen. Die Passform kann über die Größe der Helmschale und dann oftmals über beiliegende Polster angepasst werden. Es gibt auch Modelle bei denen man über ein Drehrad die Anpassung auf den Kopfumfang justieren kann. Allerdings bauen die Helme etwas größer, um dieses System aufzunehmen. 

Dirtbike- und BMX-Helme von TSG


Für den MTB-Einsatz auf Trails oder bei Touren empfehlen wir ebenfalls offene Halbschalenhelme. Je härter der zu erwartende Einsatz, je mehr Schutz sollte der Helm bieten. Für Singletrails bei denen es zur Sache geht, empfiehlt sich ein Helm mit mehr Abdeckung des unteren Hinterkopfbereichs. Damit kann man auch Enduro-Einsätze bestreiten. Hier kommt dann bereits teilweise das MIPS-System zum Einsatz. Der schwedische Hersteller bietet sein System Helmherstellern an, welche es dann in ihre Helme integriert. In der Kurzform soll das MIPS  zur Reduktion von auf den Kopf wirkenden Rotationsenergien, die zu Hirnverletzungen führen können, beitragen. Über den Link zu MIPS kannst Du dir mehr Infos dazu holen.


Bei der Auswahl sollte man beachten, dass man die Details der Helme checkt. So kann Belüftung deutlich größeren Stellenwert bei Uphill-Ziegen haben, als der Schutz bei Downhill-Shreddern. Und umgekehrt natürlich auch. Ein waschbares Polster ist perspektivisch sicher eine gute Option. Auch solltest du überlegen, wie lange du den Helm fahren willst. Modische Einflussfaktoren und die Ersatzteilversorgung sind da ein Kriterium.

Für den Bikepark-Einsatz solltest du die Schutzfunktionen mehr gewichten. Sogenannte Fullface-Helme sind hier erste Wahl. Es gibt hier einfach zu viele Risiken, welche mit dir unterwegs sind. Fullface-Helme schützen das Gesicht großflächig. Allerdings sind sie schwerer und das Hitzemanagement ist wie zu erwarten deutlich schwieriger. Aber auch beim Hitzemanagement gibt es große Unterschiede. Fullface-Helme für Enduro-Einsätze sind meist mit größeren Luftlöchern versehen. Dies reduziert allerdings den Schutz. Natürlich müssen diese Helme alle Standards erfüllen. Insgeheim sind sie mein persönlicher Favorit, da hier der Schutz und die Luftzirkulation im Helm einen optimalen Kompromiss bilden. Aber ich bin auch Enduro-Racer :-)


Zur Gewichtsreduzierung tragen hochwertige Helme oftmals mit der Materialwahl bei. So ist eine Carbon-Helm spürbar leichter als ein Composite-Helm. Natürlich muss dies dann auch bezahlt werden. Mit Blick auf die Beschleunigungskräfte aber sicher eine Option über die man nachdenken kann.
Helme der Downhill-Klasse haben oftmals DD-Ringe als Verschluss-System. Dabei muss man den Verschlussriemen durch 2 Ringe ziehen. Hält bombenfest! Ist aber etwas aufwändiger zu bewerkstelligen als z.B. das Fid-Lock-System, bei dem ein Magnet die Schalle an den richtigen Punkt bringt.


Ein weitere Punkt ist gerade an dieses Helmen das Unterbringen deiner Goggle (Brille). Da solltest du die Möglichkeiten prüfen und auf die Beschreibungen der Hersteller achten. Kleinigkeiten wie "leicht abzureißende Visier-Schrauben" steigern die Sicherheit im Falle eines Sturzes.
Auch hier hat sich das MIPS-System einen festen Platz gesichert!


Und als weiteren wichtigen Punkt solltest du die Option des Tragens eines Neck-Braces checken. Der Helm muss so gestaltet sein, dass der Neckbrace auch seine Aufgabe erfüllen kann. Dafür muss der Helm im Nackenbereich entsprechend einen Rand haben, um sich auf dem Neckbrace abzustützen. Der Neckbrace muss dann natürlich auch angepasst werden! Dies ist aber ein separates Thema.

Kinder-Downhill-Helm TSG Squad Junior
TSG Squad Kinder MTB Helm Fullface

Eine eigene Klasse bilden aus meiner Sicht die Helme mit abnehmbarem Kinnbügel ein. Hier gibt es ein paar gute Lösungen. Die eine mehr komfortabel, die andere etwas sicherer. Die Preisklassen bilden dabei meist schon die Richtung an.
Der abnehmbare Kinnbügel erlaubt dir einen vielfältigeren Einsatz. So kannst du damit auf Radtour gehen oder auch Trails ballern. Die Belüftung ist meist besser als bei reinen Fullface-Helmen. Natürlich ist die Schutzfunktion etwas geringer und der Einsatz für reines DH ist nicht zu empfehlen. Auch hier gibt es Helme mit MIPS.
Leider sind die Helme quasi durch die Bank weg nicht Neck-Brace-tauglich. Dafür kann der Kopfumfang mittels Drehrad gut justiert werden. Wir empfehlen diesen Helm für Trail-Einsätze mit der Option auch bei Radtouren getragen zu werden.


TSG Seek FR Youth mit abnehmbarem Kinnbügel


Wenn du die Möglichkeit hast, mehrere dem Einsatz angepasste Helme zu fahren, dann mach das. Ein Kompromiss wird nie die spezifischen Besonderheiten abdecken können. Die Sicherheit sollte es dir wert sein!


Unser Fazit:
1.    Niemals ohne Helm fahren!! Und das vor allem bei uns im Dirtpark! :-)
2.    Kein Helm kann alle Sturz-Szenarien abdecken und 100% vor Kopf-Verletzungen schützen!
3.    Kein Helm kann Alles! Wähle die Sicherheitsstufe nach dem Einsatz!

Andreas Lange
Zweiradtechnik Produktvorstellungen / Kommentare 0
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